Leute die lehren "wie man die Stimme Gottes hört", gehen davon aus, dass wenn Gott spricht, ER nicht gehört werden kann ohne dass man IHM hilft. - Chris Rosebrough -

Es gibt Menschen, die behaupten, dass Jesus für unsere Krankheiten am Kreuz gestorben ist, und so hätten Christen heute das Recht auf Gesundheit.

Sie verweisen auf Jesaja 53,4:

"Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt."

Gemäss Matthäus 8,17 hat sich dies ausdrücklich zu Jesu Lebzeiten erfüllt:

"16 Als es aber Abend geworden war, brachten sie viele Besessene zu ihm, und er trieb die Geister aus mit einem Wort und heilte alle Kranken, 17 damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja gesagt ist, der spricht: »Er hat unsere Gebrechen weggenommen und unsere Krankheiten getragen«. [Jes. 53,4]"

Wie kann es sein, dass sich dies, worauf sie sich berufen, erfüllt hat, bevor Jesus am Kreuz gestorben war?

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Wie die Gemeinde heidnisch wird

Bob DeWaay

Seht zu, dass niemand euch einfange durch die Philosophie und leeren Betrug nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht Christus gemäß!

  Kolosser 2:8

Ein Heide ist jeder, der keine spezielle Offenbarung von Gott hat. Und hätte Gott nicht auf die Weise gesprochen, wie es in Hebräer 1:1-2 beschrieben wird, dann wäre die ganze Welt heidnisch. Dies würde bedeuten, dass jeder von uns rätseln müsste, wie die unsichtbare Welt, die uns umgibt, aussieht, und wir würden Methoden entwickeln, wie wir mit der unsichtbaren Welt in Kontakt treten oder diese manipulieren könnten. Wir würden uns fragen, wie wir die „Götter“ manipulieren können, um unsere Situation zum Besseren zu wenden. Wir würden eine Zunft von Schamanen schaffen, die über besondere Fähigkeiten verfügen, um mit den Geistern in Kontakt zu treten und sie zu manipulieren. So sieht jede heidnische Gesellschaft aus.

Traurigerweise sehen gerade so diejenigen Gemeinden aus, deren Leiter sich verhalten, als wären sie Heiden ohne eine spezielle Offenbarung Gottes (z.B. die Heilige Schrift), indem sie ihre Mitglieder in geistlicher Kampfführung [auch geistliche Kriegsführung genannt] unterweisen Diese Leiter gehen mit verbotenen Informationen um - und das ist heidnisch (wie wir später sehen werden). Da wir von allen Seiten von heidnischen Versuchungen umgeben sind, müssen wir über Unterscheidungsvermögen verfügen, um heidnische lrrlehren zu erkennen, welche in die Gemeinde einzudringen versuchen. ln diesem Artikel wollen wir die Lehre über geistliche Kampfführung betrachten und aufzeigen, wie Christen in beunruhigender Weise heidnische Weltanschauungen in sich aufnehmen.

Die Bibel ist unser “Schutzschild“ gegen Heidentum. Wenn wir uns alleine an die Lehren der Schrift halten und nach ihr leben, werden wir gewiss eine christliche Weltanschauung entwickeln - solange wir die Bibel gemäß ihrer geistgeleiteten Autoren auslegen. Das Prinzip „die Schrift alleine“ (sola scriptura) setzt voraus, dass es uns nicht gestattet ist, auf außerbiblische Quellen zurückzugreifen, wenn es darum geht, geistliche lnformationen zu sammeln. Dies beinhaltet auch, dass Gott alles geoffenbart hat, was wir wissen müssen und dass es sündhaft ist, wenn wir nicht dementsprechend handeln. Zu unserem Besten hat Gott den Zugang zum Wissen über die geistliche Welt begrenzt. Er will, dass wir unseren Verstand gebrauchen und handeln wie wahre Christen und nicht wie die Heiden.

Die Weltanschauung der geistlichen Kampfführung

Dr. Greg Boyd vertritt die Ansicht, dass die Weltanschauung der geistlichen Kampfführung heidnisch ist, aber zugleich behauptet er, dass es sich um die Sichtweise der biblischen Autoren handelt. lch halte diese Behauptung für bemerkenswert. Boyd erforscht die Weltanschauung einer bestimmten heidnischen Gesellschaft: „Die Shuar lndianer in Ost-Ekuador glauben, dass es zwei Ebenen der Realität gibt: die ,gewöhnliche’ physische Welt, die wir mit unseren Sinnen erfahren, und die ,reale’ Welt, zu der wir gelegentlich Zugang haben durch Träume oder schamanistische Reisen.“1 Diese Anschauung sieht in der „realen“ Welt den Wirkungsbereich der Geister, welcher dem Menschen nicht ohne weiteres zugänglich ist. Aber dieser Wirkungsbereich der Geister wird als Urgrund für die „unreale“ physische Welt betrachtet. Boyd erklärt: „Diese unsichtbare Welt von Geistern ist die treibende Kraft hinter allem, was sich in der physischen Welt ereignet - und so muss man die ,Lüge’ durchschauen, um sich Einsicht in diese geistliche Welt zu verschaffen.“2

Wie bereits oben erwähnt, schaffen sich heidnische Gesellschaften eine Zunft von Schamanen - oder anderen Gruppen, wie auch immer man diese nennen mag. Boyd erklärt, wie dies für die Shuar funktioniert: „Die wichtigste Aufgabe der Schamanen (Medizinmänner) in der Kultur der Shuar wie in vielen anderen primitiven Kulturen besteht darin, für ihre Stammesmitglieder in einen Kampf mit diesen Geistern einzutreten. Hier gibt es keine ,natürliche’ Plage mehr, sondern es gibt lediglich Opfer der übernatürlichen bösen Mächte. Die Aufgabe des Schamanen ist es daher, in die ,reale’ Welt, die über das Normale hinausgeht, einzutreten und gegen diese übernatürlichen Angriffe der Geister zu kämpfen.“3 Geistliche Kampfführung ist die Aufgabe der Schamanen. Boyd beschreibt sehr genau die heidnische Weltanschauung von „geistlicher Kampfführung“.

Was mich allerdings schockiert ist Boyds Behauptung, dass es sich hierbei um die biblische Weltanschauung handelt. „Die zentrale These dieses Werkes will zeigen, dass diese Vorstellung von geistlicher Kampfführung mehr oder weniger die grundlegende Sichtweise der biblischen Autoren ist, sowohl im Alten Testament und noch eindeutiger im Neuen Testament.“4 Er fährt mit folgender Definition fort: „Um es sehr allgemein auszudrücken, diese Vorstellung (von geistlicher Kampfführung) ist jene Betrachtungsweise der Realität, die zur Grundlage hat, dass Gut und Böse, Glück oder Unglück Aspekte des Lebens sind, die man weitestgehend als das Ergebnis guter oder böser, wohlgesinnter oder feindlicher Geister betrachten muss, welche gegeneinander und gegen uns kämpfen.“5 Dies bedeutet, dass unser Wohlergehen in den Händen böser Geister liegt, und wenn es uns nicht gelingt, mit einer Methode gegen jene Geister anzugehen, dann werden wir darunter leiden müssen.

lch widerspreche Boyd nicht, was die Existenz von bösen Geistern, Herrschaften und Gewalten, Satan oder anderer Geister angeht oder dass die Bibel darüber spricht, dass unsere Welt unter dem Einfluss solcher Geister steht. lch widerspreche der Schlussfolgerung Boyds, dass Gott nicht die uneingeschränkte Kontrolle über sein eigenes Universum hat. Boyd will Gott von jeder möglichen Verbindung mit dem Bösen befreien, indem er die Lehre von Gottes Vorsehung und Herrschaft über das Universum verkennt.

Die Lehre über die Vorsehung Gottes sagt aus, dass Gott, obgleich er Böses zulässt, dennoch immer die unbegrenzte Herrschaft über sein Universum ausübt und die Geschichte der Menschheit nach seinen Vorsätzen lenkt. Jeder von uns, der diese Lehre glaubt, versteht folgende Schriftstelle buchstäblich: „Und in ihm haben wir auch ein Erbteil erlangt, die wir vorherbestimmt waren nach dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Rat seines Willens wirkt“ (Eph.1:11). Es gibt viele andere Bibelstellen, die beweisen, dass Gott nach seinem Vorsatz über sein Universum herrscht. Die Bibel sagt, dass er die Grenzen der Völker gesetzt hat (Apg.17:26), die menschlichen Obrigkeiten einsetzt (Röm.13:1) und zulässt, was Satan tun darf (Hiob 1:7-12); er hat durch Christus die „Welten“ geschaffen (Hebr.1:2) und „erhält alle Dinge durch die Macht seines Wortes“ (Hebr.1:3). Der Psalmist schrieb: Von Generation zu Generation währt deine Treue. Du hast die Erde gegründet, und sie steht. Nach deinen Ordnungen bestehen sie bis heute, denn alles ist dir dienstbar“ (Ps.119:90-91).6

Boyds Sichtweise der geistlichen Kampfführung verwirft die Lehre der Vorsehung Gottes, welche ich als biblisch ansehe. Die biblische Lehre, die ich vertrete, bezeichnet Boyd als eine “Weltanschauung mit der Konzeption der Vorsehung“ (engl. „providential blueprint worldview“).7 lch zitiere Boyd, weil er auf sehr wissenschaftliche Weise die Sichtweise der geistlichen Kampfführung darlegt – obgleich er selbst einräumt, dass sie heidnisch ist. Andere Vertreter der geistlichen Kampfführung gehen indes sogar noch weiter, indem sie Informationen und Methoden aus der Welt der Geister ergründen, offenbar zu dem Zweck, diese in der geistlichen Kampfführung einsetzen zu können.

Opfer eines geistlichen Systems von „geistlichen“ Gesetzmäßigkeiten

Das Problem für jene, die eine heidnische Vorstellung von geistlicher Kampfführung vertreten, ist, dass sie es mit der unsichtbaren Welt zu tun haben und auf Methoden zurückgreifen, die von Gott nicht legitimiert sind. Diese Geister haben seit Jahrtausenden ihre bösen Werke vollführt und kennen sich darin bestens aus. Die Heiden fürchten diese geistlichen Wesen, denn sie wissen um die Existenz von Geistern und den beachtlichen Schaden, den sie anrichten können. Darum schaffen sich die Heiden eine Zunft von Schamanen, deren Aufgabe es ist, die unsichtbare Welt zu verstehen. Schamanen beanspruchen für sich pragmatische Erfolge. Aber wie wissen die Heiden, dass die Schamanen nicht selbst von diesen Geistern gesteuert werden? Die Heiden glauben, dass es gute und böse Geister gibt, und dass die guten Geister zu ihrem Wohl eingesetzt werden können - „Wohl“ bedeutet für sie, dass ein praktisches Ergebnis (Heilung, Wohlstand etc.) hervorgebracht werden kann.

Jose Silva lehrte die Menschen beispielsweise, wie sie Kontakt zu ihren Geistführern herstellen konnten, indem sie Silva Mind Control ausüben (Silva war amerikanischer Parapsychologe, der erfolgreiches Eigen-Programmieren sowie dynamische Meditation propagierte: die Macht der Worte und Gedanken zur Verbesserung des eigenen Lebens, Anmerk. des Übersetzers). Als Christen ihn fragten, wie er denn wisse, ob die Geister gut sind, antwortete er: „Sie lösen die Probleme.“8 (Natürlich zog er nie in Betracht, dass diese Geister lediglich zeitliche Probleme lösen konnten, um die Menschen davon abzuhalten, das Evangelium zu hören.) Verführung ist das Kapital der bösen Geister. Die Schamanen werden von ihnen ebenso irregeführt wie ihre Klienten. Und beide sind auf dem Weg in die Hölle.

Nichtsdestotrotz sind die Vertreter der geistlichen Kampfführung der Überzeugung, dass sie Methoden finden müssen, wie sie den geistlichen Kampf in der geistlichen Welt führen. Christen, die behaupten, solche Methoden zu kennen, konstatieren, dass das Erlernen der “geistlichen Gesetzmäßigkeiten“ oder der „Regeln des geistlichen Kampfes“ der Schlüssel für den Erfolg im Kampf gegen die böse Geisterwelt ist. Da Gott ihrer Meinung nach nicht souverän über sein Universum herrscht, vermuten sie, dass Gott eine Ordnung von Gesetzen geschaffen hat, welche für jene Geister verbindlich ist. Menschen, die das Geheimnis dieser geistlichen Ordnung kennen (so folgern sie), können halbwegs darauf hoffen, ihr Wissen einzusetzen, um die Geisterwelt unter ihre Kontrolle zu bringen.

Der bekannte Vertreter des Befreiungsdienstes (charismatische Form von Exorzismus) Bob Larson erläutert: „Flüche sind exakte, rechtmäßige Vorgänge in der geistlichen Welt. ln gleicher Weise wie Verträge, die zwischen Menschen geschlossen werden, Kleingedrucktes und mit Bedacht gewählte Worte enthalten, sind Flüche oft begleitet von genauen Einzelheiten, die eine detaillierte Erfüllung nach sich ziehen.“9 Kennen wir jedoch die Details dieser “geistlichen Gesetzmäßigkeiten“? Nein!

Gott hat uns keine Einzelheiten über solche Gesetzmäßigkeiten geoffenbart. Wer jenen Lehren über die geistliche Kampfführung folgt, wird das Prinzip „die Schrift allein“ (sola scriptura) verlassen und in die heidnische Welt der Schamanen versetzt. Eine besondere Gruppe von Menschen entsteht (in diesem Fall die Personen, die Befreiungsdienst oder geistlichen Kampf ausüben), welche für die Gemeinde das ausüben, was die Schamanen für ihre heidnischen Völker tun. Denke einmal an die Bürde, die diese Menschen tragen: Wenn sie etwas von dem Kleingedruckten übersehen, kann dieser lrrtum den ganzen Prozess der Befreiung verhindern. Bob Larson sagt dazu: „ln einigen Fällen habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Versäumnis, einen Satz oder ein Wort auszusprechen, der alles entscheidende Punkt war. Satan wird den kleinsten Fehler zum eigenen Vorteil nutzen, um einen Fluch weiterwirken zu lassen.“10 Das Kleingedruckte ist in juristischen Verträgen unserer Welt problematisch, aber wie hoffnungslos erweist es sich in einer Welt, die wir noch nicht einmal sehen können und worüber es keine schriftlichen Offenbarungen gibt?

C. Peter Wagner stimmt der Tatsache zu, dass es geistliche Gesetzmäßigkeiten gibt: “Eine der seltsameren Aspekte meiner Erfahrungen auf dem Gebiet der geistlichen Kampfführung in den letzten Jahren war die Beobachtung, dass jene, die über dieses Thema lehrten, verschiedene Ansichten über geistliche Festungen (siehe 2.Kor.10:4) vertraten. Sie stimmten darin überein, dass geistliche Festungen die rechtmäßige Grundlage für die bösen Geister zur Ausübung ihrer zerstörerischen Werke darstellten, sowohl für einzelne Personen auf individueller Ebene als auch für ganze Städte oder Nationen auf strategischer Ebene. Fast alle vertraten jedoch ihre eigene Meinung, was das Wesen oder die ldentität dieser geistlichen Festungen ausmacht.“11

Selbstverständlich konnten sie nicht einer Meinung sein, weil sie es einfach nicht wissen können! Sie bewegen sich in einem Bereich von geistlichen Informationen, die Gott nicht geoffenbart hat. Solange Gott nicht redet, können wir nur rätseln, was die Ursachen, Wirkungen und Ergebnisse der geistlichen Welt angehen. Diese „Meinungsverschiedenheiten“ unter jenen, die sich nicht auf göttliche Offenbarung stützen, bilden die Grundlage der Argumente in ihren Gesprächen; dies erinnert an die Dialoge, wie sie zwischen Hiob und seinen Freunden geführt wurden, als sie vergeblich nach Antworten suchten. Bis Gott sprach, musste jeder rätseln, was die Ursache und Natur des Leidens von Hiob war - und ihr Raten ging in die lrre. Diese Dinge gehören jenen Bereichen an, zu denen nur Gott Zugang hat, das „Verborgene“ (5.Mose 29:28, dem wir uns später zuwenden werden). Der Versuch, Verständnis über eine nicht geoffenbarte Ordnung von geistlichen Gesetzmäßigkeiten zu erlangen, versetzt uns zurück auf die Ebene von Heiden, die das seit Jahrtausenden ausüben. Das Brechen von Flüchen unter „Christen“ unterscheidet sich nicht wesentlich von dem der Heiden.

Watchman Nee, ein früher Vertreter dieses „christlichen Heidentums“ sprach ebenfalls von einer Ordnung von geistlichen Gesetzmäßigkeiten, die bösen Geistern Anrechte an Christen geben, sofern diese Anrechte nicht entlarvt werden: „Für alles, was Gott geschaffen hat, gibt es ein geistliches Gesetz... Demnach wirken böse Geister ebenso nach geistlichen Gesetzen, und gewisse Ursachen werden gewisse Wirkungen nach sich ziehen. Sollte irgend eine Person die Bedingungen erfüllen, dass böse Geister wirken können (ob sie es nun wissentlich tun wie etwa Hexen, ein Medium oder Zauberer oder unwissentlich wie etwa ein Christ), dann haben sie den bösen Geistern Raum gegeben, damit sie wirken können.“12

Die Vertreter dieser Lehre haben gemeinsam, dass sie die Wahrheit bestreiten, dass Christen von den bösen Mächten dieses Universums frei gemacht worden sind.13 Ihrer Ansicht nach besteht die Methode, um Menschen in die Freiheit zu führen, aus dem Wissen über die Anwendung einer bestimmten geistlichen Vorgehensweise, was wir in dieser Weise in der Bibel nicht finden.

Diese Lehrer isolieren oftmals einen Vers in der Bibel und verändern ihn, um eine Methode zu rechtfertigen, die nur dann wirksam ist, wenn auf außerbiblische Deutungen zurückgegriffen wird. Nee verwendet beispielsweise den Ausdruck „Raum“ aus Epheser 4:27 („und gebt dem Teufel keinen Raum“), um  sowohl die Ordnung geistlicher Gesetzmäßigkeiten zu beweisen als auch die Notwendigkeit, diese zu erlernen.14 Nee sagt: „Es ist bedeutungslos, ob man Christ ist oder nicht; sofern die Voraussetzungen erfüllt sind, versäumen die bösen Geister es nicht, in Aktion zu treten.“15 Eine dieser Voraussetzungen für das Wirken böser Geister, die Nee im Sinn hat, ist ein „passiver Wille“.16 Seiner Ansicht nach wird jede Person, die keinen starken Willen hat, ein Opfer böser Geister. Jede bewusste oder unbewusste Sünde oder auch Unterlassungssünden sind ein Einfallstor für böse Geister, die sich gegen Christen wenden.17 Es ist schwer vorstellbar, dass ein Christ, der dieser Lehre anhängt, über sich selber denkt, dass er völlig frei von Flüchen oder bösen Geistern ist.

Während Nee sich mit persönlichen Sünden und bösen Geistern auf individueller Ebene auseinandersetzt, ist das Interesse von C. Peter Wagner auf territoriale Geister gerichtet, welche große Gruppen von Menschen beeinflussen: „Ein Grund, warum es bösen Geistern gelingt, wieder Raum zu gewinnen, ist, dass geistliche Festungen, die ihnen Anrechte einräumen, von den Völkern nicht sorgfältig genug beseitigt worden waren. Wir wissen heute viel mehr darüber als in früheren Zeiten, insbesondere durch unsere Erkenntnis, dass ein Großteil der strategischen geistlichen Kampfführung durch stellvertretende Buße erfolgen sollte. Durch ein exaktes und sensibles Erstellen einer geistlichen Landkarte (engl. spiritual mapping) können wir die geistlichen Festungen identifizieren, welche ihre Grundlage in den Sünden vergangener Generationen haben; heute kennen wir Mittel und Wege, wie wir mit diesen Sünden aus der Vergangenheit unserer eigenen Generation umgehen müssen.“18

Es ist beachtenswert, dass Wagner behauptet, dass böse Geister aufgrund von Handlungen vergangener Generationen heute „legitime Anrechte“ haben. Dies ist eine gängige Sichtweise unter den Vertretern der geistlichen Kampfführung; sie erklären, dass Menschen sich in einer misslichen Lage befinden, weil Dämonen oder andere geistliche Wesen ein Anrecht an ihnen haben infolge von Handlungen von Menschen der Vergangenheit - selbst, wenn es sich um bereits verstorbene Personen handelt; dies setze einen verborgenen Kreislauf von Ursache und Wirkung in Gang. Es ist jedoch zu bedenken, dass wir ständig auf die Notwendigkeit verborgener Informationen angewiesen sind, wenn wir dieser Linie folgen. Wie sonst könnten wir eine „geistliche Landkarte“ (engl. spiritual mapping, die Identifikation von dämonischen Mächten über Städten, Gebieten oder Nationen) erstellen. Die Bibel enthält keinen Hinweis auf derartige geistliche Landkarten und beschreibt auch keine Methode, wie man „im Geiste“ geführt werden kann, um derartige Landkarten zu erstellen.

Ein Dämon lobte beispielsweise Bob Larson für sein Wissen über die geistlichen Gesetzmäßigkeiten der unsichtbaren Welt:

Dämon: „Wer lehrte dich diese Regeln?“

Larson: „Was verstehst du darunter?“

Dämon: „Die geistlichen Regeln, die bestimmen, was wir tun können und nicht tun können. 

               Eine von unserer Seite muss dich unterwiesen haben.“19

Dies unterstreicht ein Hauptproblem der geistlichen Kampfführung. Die verborgenen „Gesetzmäßigkeiten für den geistlichen Kampf“ werden als Schlüssel für den Sieg betrachtet; selbst wenn dies wahr wäre, die bösen Geister leben in dieser Realität, und wir müssten mit verschiedenen Methoden versuchen, eine unvollständige oder möglicherweise sogar falsche Erkenntnis herauszufischen. Tatsächlich müssen wir den Heiden gleich werden und eine Gruppe von Schamanen schaffen, die es besser als andere versteht, an verborgene Informationen zu gelangen. Die Gemeinde wird somit abhängig von geistlichen Erkenntnissen, die Gott uns nicht (in seinem Wort) geoffenbart und uns sogar verweigert hat, und begibt sich unter die Knechtschaft von jener Gruppe von Menschen, die über besondere Offenbarungen verfügt, wie man verborgene, geistliche Informationen empfängt. Ist das erst geschehen, dann ist die Gemeinde heidnisch geworden.

Wie man verborgene, geistliche Informationen empfängt

lch finde es schockierend, wie sehr gut ausgebildete Christen nicht mehr die Folgen ihrer eigenen Irrlehren erkennen. So widmet Peter Wagner zum Beispiel in einem Buch ein ganzes Kapitel dem Thema, wie man außerbiblische, geistliche Erkenntnisse erwerben kann, die angeblich zuverlässig sind. Er verwendet die gleiche Taktik, wie sie oft von anderen angewendet wird (v.a. in charismatischen Kreisen), wenn er behauptet, dass das biblische Wort logos das geschriebene Wort der Schrift darstellt und das Wort rhema eine direkte Quelle geistlicher Offenbarungen sei.20 Nachdem er damit die Tür für außerbiblische Offenbarungen geöffnet hat, verfolgt er einen erstaunlichen Weg, wenn er schreibt: „ln ihm (dem 2. Kapitel des Buches) gehe ich davon aus, dass es möglich ist, selbst aus dem Reich der Finsternis punktuelle und dennoch zuverlässige Informationen zu erlangen. lch betone besonders, dass Unterscheidungsvermögen vonnöten ist, wenn wir dies tun, weil böse Geister von Natur aus Verführer sind und als übelgesinnte Zeugen betrachtet werden müssen. Nichtsdestotrotz sind gewisse Menschen wie Schamanen, Hexen, Geistheiler, Vertreter östlicher Religionen, New Age Gurus oder Professoren für paranormale Phänomene an Universitäten (Okkultismus) Beispiele für die Art von Menschen, die über mehr Erkenntnis bezüglich der geistlichen Welt verfügen als die meisten Christen. Einige der Informationen, die sie weitergeben, sind zuverlässig.“21

Wagner teilt uns mit, dass wir Unterscheidungsvermögen benötigen, wenn wir Informationen aus der Welt der Finsternis empfangen. Aber dieses Unterscheidungsvermögen ist nicht möglich, wenn wir in die unsichtbare Welt vordringen. Biblisches Unterscheidungsvermögen ist objektiv und ist in den Aussagen Jesu Christi gegründet (1.Joh.4:1-5). Diese Schamanen sind daher ungeeignet, uns hilfreiche Dienste auf diesem Gebiet zu erweisen. Wagner ermutigt Christen dazu, Rat von Personen einzuholen, die in 5. Mose 18 (Warnung vor Zauberern, Wahrsagern und falschen Propheten) verurteilt werden.

Selbst wenn einige dieser Informationen zuverlässig wären, so sind sie dennoch in höchstem Maße verboten. Gott verbietet es uns zu unserem eigenen geistlichen WohI, auf verborgene Erkenntnisse zurückzugreifen, nicht nur, weil sich einiges als falsch erweisen könnte; es ist uns verboten, weil es unseren Niedergang bedeutet - ganz gleich, ob es sich um wahre oder unwahre Informationen handelt!

„Es soll unter dir niemand gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, keiner, der Wahrsagerei treibt, kein Zauberer oder Beschwörer oder Magier oder Bannsprecher oder Totenbeschwörer oder Wahrsager oder der die Toten befragt. Denn ein Gräuel für den HERRN ist jeder, der diese Dinge tut. Und um dieser Gräuel willen treibt der HERR, dein Gott, sie vor dir aus.“

 5.Mose 18:10-12

Die Frage nach der Zuverlässigkeit von Informationen wird nicht aufgeworfen; es handelt sich bei den Personen und Taten um ein „Gräuel“ in den Augen Gottes. Durch solche Personen empfangen die Heiden ihre Informationen aus dem Jenseits. Wagner hat die Schleusen für das Heidentum geöffnet, und das Heidentum kann die Gemeinde überfluten.

Die einzige Person mit einer hinreichenden Erkenntnis über die geistliche Welt ist Gott selbst, der uns eine „geistliche Landkarte“ gewähren könnte. Warum sollten wir annehmen, dass er absichtlich jene Informationen vor uns verbergen sollte, welche wir brauchen, um Städte zu evangelisieren, Menschen von Satan frei zu machen, Flüche zu brechen und sein Gottesreich auf Erden voranzutreiben? Warum sollte Gott uns von Schamanen abhängig machen? Gott hat uns genau das gegeben, was wir benötigen - die klare Offenbarung, die uns in der Schrift gegeben ist. Der Rest ist seine Sache: „Das Verborgene steht bei dem HERRN, unserm Gott; aber das Offenbare gilt uns und unsern Kindern für ewig, damit wir alle Worte dieses Gesetzes tun.“ (5.Mose 29:28). Die Verwerfung des Prinzips „allein die Schrift“ (sola scriptura) ist der Grund dafür, dass die evangelikale Gemeinde so nachhaltig von heidnischen Lehren erfasst wurde; die Praxis der geistlichen Kampfführung spricht Personen an, die sich nicht damit zufrieden geben, was Gott geoffenbart hat.

Wagner begeht einen Fehler, wenn er annimmt, dass die Realität der geistlichen Welt, in welcher Schamanen aktiv sind, zugleich eine Gewähr dafür ist, dass die Informationen der Geisterwelt zuverlässig und nützlich sind: „Einige Nichtchristen wie animistische Schamanen, Gurus, Lamas (spirituelle Lehrer im Buddhismus), Philosophen oder dergleichen, mögen in der Lage sein, einige lnformationen über die Realität der geistlichen Welt, in die sie einen beachtlichen Einblick haben, an uns weiterzugeben. Diese nichtchristlichen Quellen müssen natürlich unter Gebet mit Sorgfalt und Vorsicht betrachtet werden. Dennoch müssen wir uns daran erinnern, dass die geistliche Welt, mit welcher sie in Kontakt stehen, eine reale Welt ist und nicht bloß die Einbildung ihrer ,heidnischen’ Vorstellungen. Darum kann man einige Dinge darüber als zuverlässig akzeptieren.“22

Das eigentliche Problem besteht nicht darin, ob die geistliche Welt real ist oder ob die Informationen darüber wahr sind. Wir räumen durchaus ein, dass einige Schamanen Ergebnisse bei ihren Klienten erzielen. Aber die okkulte Welt sollte einem Christen versagt bleiben. Es ist absurd, „Gebet und Sorgfalt“ im Umgang mit derartigen Erkenntnissen, welche die Bibel kategorisch ablehnt, zu empfehlen. Das Ergebnis eines solchen Handelns würde zu einem „christlichen“ Heidentum führen, ein Widerspruch in sich selbst.

Wagner macht die Aussage, dass die Worte von Dämonen, welche uns das Neue Testament überliefert, „Wahrheit“ sind!23 Er zieht daraus die Schlussfolgerung, dass aus diesem Grunde solche Informationen zuverlässig sind. Auch Larson kommt zu demselben Schluss: „Jemand sollte bestimmt werden, die Informationen niederzuschreiben, welche man bei der Befragung eines Dämonen erhält. Wenn die innere Struktur des Opfers eines Dämons offenbar wird, sollten die Dämonen nach ihrer Rangordnung aufgelistet werden, ihr Anrecht und der Anlass für die Besessenheit sollte festgehalten werden sowie der Grund für ihr legitimes Anrecht, weiter in der Person zu verharren.“24

Diese Herangehensweise ist ein lrrtum, weil man davon ausgeht, dass es nur deshalb gut sei, Dämonen zum Sprechen zu bringen, weil sie in der Gegenwart Jesu gesprochen hatten; man zieht die Schlussfolgerung, dass es gut ist, wenn wir sie zum Sprechen bringen, um Informationen von ihnen zu erhalten. Der Zweck der Berichte in den Evangelien jedoch bestand darin, aufzuzeigen, dass Jesus der fleischgewordene Gott war und dass alle Dinge, einschließlich der geistlichen Welt, seiner Autorität unterworfen sind. Ferner, Jesus gebot vielen Dämonen zu schweigen. Er beschaffte sich keine Informationen aus der Welt der Geister.

Geistliche Methoden und Praktiken

lch stelle fest, dass Gott uns auf das beschränkt, was er uns offenbart hat (die Heilige Schrift), was die Realität der geistlichen Welt angeht. Er gibt uns Weisheit, unsere fünf Sinne und unseren Verstand zu gebrauchen, um als Geschöpfe im Ebenbild Gottes in der Welt der allgemeinen Offenbarung zu überleben.  Zu unserem Besten verweigert Gott uns den Zugang zu geistlichen Offenbarungen, die außerbiblischen Charakter haben. Er will nicht, dass wir wie die Heiden werden.

Das können wir anhand vom Garten Eden erkennen. Gott hatte Adam und Eva den Zugang zu allen Bäumen im Garten eingeräumt. Adam hatte Autorität empfangen, den Tieren einen Namen zu geben. Das Essen von den Bäumen, das Bebauen des Ackerbodens und die Namensgebung von Tieren waren von Gott erlaubt, um die Erkenntnisse der allgemeinen Offenbarung zu nutzen. Darüber hinaus verfügten sie auch über spezielle Offenbarung: „Aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon darfst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben!“ (1.Mose 2:17). Die Schlange behauptete, dass es eine andere Erkenntnis gab, welche Gott ihnen vorenthalten wollte und die für sie von Nutzen sein könnte. Die Schlange hatte recht mit ihrer Aussage, dass Gott ihnen die Frucht vorenthielt, aber sie log, als sie sagte, sie würden von dieser Frucht profitieren.

Gott hat das Recht, Erkenntnis nach seinem Ermessen zurückzuhalten. Die Rebellion, die folgte, stürzte Adam und Eva und ihre Nachkommen in die Sünde und den Tod. Gott gestattete Erkenntnis auf gewöhnlichem Wege (allgemeine Offenbarung) und geistliche Erkenntnis, welche direkt von ihm kam (spezielle Offenbarung). Aber „Erkenntnis“, welche auf verbotenem Wege erlangt wurde (indem sie auf die Schlange hörten und Gottes Gebot übertraten) wirkt zerstörerisch und führt zum Gericht. In dem Abschnitt in 5. Mose, in welchem Wahrsagerei untersagt wird, heißt es: „Wenn du in das Land kommst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, dann sollst du nicht lernen, es den Gräueln dieser Nationen (den Heiden) gleichzutun“ (5.Mose 18:9). Es ist niemals Gottes Wille, dass sein Bundesvolk ihre Spiritualität durch Heiden oder heidnische Praktiken bezieht! Aber heute ist es genau dies, wonach viele Menschen in den Gemeinden Ausschau halten. Paulus spricht diese gleiche Wahrheit in 1. Korinther 12:2 aus: „Ihr wisst, dass ihr, als ihr zu den Heiden gehörtet, zu den stummen Götzenbildern hingezogen, ja, fortgerissen wurdet.“

Wagner geht davon aus, dass wir direkten Zugang zu geistlichen Informationen haben können, welche nicht von Gott geoffenbart wurden, indem wir auf christliche und nichtchristliche Quellen zurückgreifen: „Es ist auch wichtig zu wissen, dass die Fähigkeit, geistliche Erkenntnisse direkt aus der Welt der Geister zu beziehen, keine Eigenschaft ist, die ausschließlich jenen zugänglich ist, die wiedergeboren sind. Geistliches Unterscheidungsvermögen gehört sicherlich teilweise zu der Dimension des Ebenbildes Gottes, in welchem alle Menschen geschaffen wurden, ob sie Christen oder Nichtchristen sind. Wenn dies wahr ist, dann können menschliche Wesen, ob es nun Indo-Europäer, Melanesen (ethnische Gruppe in Indonesien), amerikanische lndianer oder welcher Nationalität sie auch immer angehören mögen, zuverlässige Informationen über die geistliche Welt besitzen, und oftmals tun sie dies.“25

Derartige Gedanken, wie sie Wagner zum Ausdruck bringt, sind offenkundig unbiblisch. Gott spricht mit klaren Worten durch seine berufenen Verkündiger, und er erwartet Gehorsam gegenüber seinem Wort. Um seinem Volk göttliche Erkenntnis zu geben, gebraucht Gott bestimmte Menschen, die von ihm berufen sind und unter Gottes Volk anerkannt sind. lm Wesentlichen stellt Okkultismus den Versuch dar, von Gott nicht geoffenbartes, direktes Wissen aus der geistlichen Welt ohne einen Mittler zu empfangen. Der einzige Unterschied zwischen Christen und Heiden besteht darin, dass Christen über die Heilige Schrift verfügen (spezielle Offenbarung), welche ihnen durch berufene Männer verkündigt wurde, die mit dem fleischgewordenen Gott (1.Joh.1:1) gesprochen und ihn berührt hatten. Von dem Prinzip „allein die Schrift“ (sola scriptura) abzuweichen, weil man die Ansicht vertritt, Gott habe allen Menschen die besondere Fähigkeit geschenkt, Erkenntnisse aus der geistlichen Welt zu empfangen, bedeutet, dass man die christliche Lehre verwirft und durch das Heidentum ersetzt. Wagner hat in einem Punkt recht: Es gibt keinen großen Unterschied zwischen Christen und Nicht-Christen, die den direkten Kontakt mit der geistlichen Welt suchen. Tatsächlich gibt es ein Wort, das beide charakterisiert: verführt.

Wagner fährt fort und beschreibt, wie man neue, spirituelle Methoden erproben kann: „ln diesem Buch geht es mir nicht darum, einen biblischen Beweis für strategische geistliche Kampfführung, Erstellung von geistlichen Landkarten (engl. spiritual mapping) oder stellvertretender Buße zu erbringen. lch behaupte jedoch, dass wir über ausreichende biblische Hinweise verfügen, um zumindest eine Arbeitshypothese sicherzustellen, die wir erproben, auswerten, verändern und verbessern können. Zumindest hat Gott uns eine bedeutsame, relativ neue geistliche Methode vermittelt... Wenn das der Fall ist, besteht die Gefahr für einige, die sie nicht anwenden wollen, dass sie ihrem Herrn nicht treu sind.“26

Hier werden ernsthafte kategorische Fehler gemacht. Wie kann man unbiblische „geistliche“ Methoden „erproben“? Die Geisterwelt stellt sich einer solchen Erprobung nicht zur Verfügung. In der sichtbaren Welt (allgemeine Offenbarung) kann man Methoden entwickeln und erproben, weil der Mensch ein Kontrollsystem aufbauen kann; Dinge sind wiederholbar und Resultate objektiv erfassbar. Aber wie soll dies mit unsichtbaren Geistern möglich sein, die niederträchtige Absichten haben und ihren eigenen Willen; diese Geister, die wir nicht sehen, würden sie uns nicht aller Wahrscheinlichkeit nach zu ihren Gunsten und unseren Ungunsten manipulieren?

Ferner würde die Auswertung der Erprobung derartiger geistlicher Methoden unmöglich sein. Einige Vertreter dieser Lehre haben versucht, die Kriminalstatistiken zu verwenden, um zu beweisen, dass geistliche Kampfführung „funktioniert“. Aber da man die veränderliche Größen nicht kontrollieren kann, liegen keine eindeutigen Belege vor. Kriminelle Vergehen nehmen in verschiedenen Städten aus unterschiedlichen Gründen zu oder ab; zu viele begleitende Faktoren beeinflussen die Statistiken. Jene Gruppierungen, die ihre “Gebetsmärsche“ absolvieren und „stellvertretend Buße tun“ können sich in der Zukunft nicht auf Kriminalstatistiken berufen, um sicher einschätzen zu können, ob ihr Experiment funktionierte. Folgt man ihren Vorstellungen, dann leben sie in einer heidnischen Weltsicht, die die „reale“ geistliche Welt dazu benutzt, die weniger „reale“ sichtbare Welt zu kontrollieren. Jedoch ist die sichtbare Welt gekennzeichnet von einem komplexen System von Ursachen und Wirkungen, die beispielsweise durch wirtschaftliche, familiäre, rechtliche und politische Entscheidungen beeinflusst werden. Wenn die Kriminalstatistik sinkt, nachdem jemand eine geistliche Methode praktiziert hat, stellt sich die Frage, ob dies sein Verdienst ist. Wenn die Kriminalstatistik steigt, stellt sich die Frage, ob man dies anderen Faktoren zuschreibt. Die ganze Herangehensweise ist durch und durch zum Scheitern verurteilt.

Die einzige Frage, auf die es ankommt, ist: Hat Gott uns aufgetragen, Gebetsmärsche durchzuführen, territoriale Geister zu binden, stelltvertretend Buße zu üben oder irgendeine andere geistige Methode zu praktizieren, die Wagner und andere propagieren, um Kontrolle über die Geisterwelt zu erlangen. Gewiss hat Gott uns dies nicht aufgetragen, denn sonst wäre es nicht nötig, die vielen „Experimente“ durchzuführen. Das biblische Gebet wird aufgrund von Gottes Geboten und Verheißungen getan. Wir können es nicht ausprobieren und einfach aufgeben, wenn uns die Ergebnisse nicht gefallen. Wagner hingegen behauptet, er habe keine biblischen Beweise für seine Methoden; darum „experimentiert" er lieber. Und wie ich bereits aufgezeigt habe, kann man diese Experimente nicht einmal überprüfen. Solch ein Vorgehen gleicht einer Torheit.

Wenn man dies berücksichtigt, wie kann Wagner behaupten, dass wir Gott „untreu“ werden, wenn wir etwas versäumen, was Gott uns ohnehin nicht aufgetragen hat, zu tun? Er hat das Prinzip „allein die Schrift“ (sola scriptura) hinter sich gelassen und seine Anhänger an eine Methode gebunden, die nirgendwo in der Bibel gelehrt wird, wie er selbst einräumt. Wagner klagt Christen des Ungehorsams und der Sünde an, wenn sie sich nicht an diesen unbiblischen Experimenten beteiligen. Dies ist völlig inakzeptabel und sollte geradewegs verworfen werden.

Segen und Fluch

Heiden leben unter ständiger Furcht vor Flüchen und Bedrohungen vor unsichtbaren und unheilvollen Ursachen und Wirkungen aus der geistlichen Welt. Sie haben Methoden entwickelt, wie sie Flüche schaffen und sie verhindern. Unter ihnen gibt es Priester, die Flüche auf andere werfen und Flüche brechen. Darüber hinaus fürchten sie noch mehr, dass diese finsteren Geister ihre eigenen Methoden haben, wie sie den menschlichen Opfern Schaden zufügen. Diese Denkweise ist das Ergebnis einer heidnischen Weltanschauung.

Ähnlich wie bei anderen Lehren gibt es auch hier eine „christliche“ Version des heidnischen Flüchebrechens. Eine Version geht von der Vorstellung von Vorfahrenflüchen aus, eine Lehre, die aus dem biblischen Zusammenhang gerissen wurde, um verschiedene Krankheiten oder Probleme zu erklären, unter welchen Christen zu leiden haben.27 Die irregeführte Logik, welche sich dahinter verbirgt, geht davon aus, dass Gott das alttestamentliche lsrael davor warnte, dass er die Flüche der Vorfahren bis ins dritte und vierte Geschlecht heimsucht und dass 5. Mose 28 alle negativen Folgen auflistet, welche über lsrael aufgrund ihres Ungehorsams gegen Gottes Bund kommen würden; daraus folgert man, dass man anhand der Symptome und Auswirkungen im Leben eines Menschen auf einen Fluch aufgrund von unbekannten Sünden von unbekannten Vorfahren schließen kann.

Folgt man diesem Gedankengang, kommt es zu einem Glaubenssystem, in welchem jeder davon überzeugt ist, dass ein Fluch auf ihm lastet. Derek Prince, dessen Bücher die Christen darin unterweisen, dass sie unter Flüchen stehen, die sie entlarven müssen, erklärt: „Umgekehrt, alle vier Generationen, die uns vorangehen und diese Sünden begangen haben, können die Ursache eines Fluches sein, der bis in unsere Generation reicht. Jeder von uns hat zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern und sechzehn Ururgroßeltern. Das ergibt insgesamt dreißig Personen, von denen einer die Ursache für einen Fluch in unserem Leben sein könnte. Wie viele unter uns wären in der Lage, mit Gewissheit sagen zu können, dass niemand unserer dreißig Vorfahren jemals in Götzendienst oder okkulten Sünden gebunden war?“28 Die Antwort darauf lautet natürlich: Niemand. Diese Lehre führt dazu, dass eine besondere Gruppe von Seelsorgern geschaffen werden muss, die in der Lage ist, verborgene Informationen (welche Sünde eines Vorfahren welchen Fluch überträgt) zu empfangen, um mit einer bestimmten Methode diese Flüche zu brechen. Wieder einmal ist heidnisches Gedankengut in die Gemeinde eingedrungen und hat dazu geführt, dass es notwendig wurde, eine Kaste von Schamanen zu schaffen mit den entsprechenden Lehren. Für diese gilt, dass ihnen die Bibel ebenso wenig lnformationen zur Verfügung stellt (was Sünden und Flüche angeht) wie die sichtbare Welt (allgemeine Offenbarung). Also fischen sie im Meer der Geister nach Antworten, in gleicher Weise wie ihre heidnischen Vorväter es schon taten.

Was diese Lehrer nicht erkennen, ist, dass Segen und Fluch in der Bibel von Beziehungen und nicht von Symptomen abhängen. Eine Person, die in einer rechten Bundesbeziehung zu ihrem Gott steht, ist gesegnet, selbst wenn sie sich in einer misslichen Lage befindet. Eine Person, die gegen Gott rebelliert, ist unter einem Fluch, selbst wenn es der Person sehr gut geht. So berichtet die Bibel beispielsweise von Personen, deren Glauben bewährt war, und die dennoch verspottet, geschlagen, in zwei Teile gesägt, bedrängt wurden und andere furchtbare Dinge erdulden mussten (Hebr.11:35-39). Aber die populären Bücher über Segen und Fluch führten dazu, dass Christen sich auf die Symptome in ihrem Leben konzentrierten, um herauszufinden, ob ein Fluch auf ihnen lag.

Derek Prince zählt die folgenden Symptome als Ursache eines Fluches auf: “Nervenzusammenbruch, wiederholte oder chronische Erkrankungen (insbesondere vererbte Krankheiten), Unfruchtbarkeit, die Neigung zu Fehlgeburten... Ehescheidung und Entfremdung von der Familie, finanzielle Probleme, die Neigung zu Unfällen oder die Vorgeschichte von Selbstmorden oder eines zu frühen oder unnatürlichen Todes.“29 Wenn eines dieser Dinge in den letzten vier Generationen oder in deinem Leben aufgetreten war, dann folgert Prince daraus, dass du unter einem Fluch stehst, selbst wenn du Christ bist. Offenkundig muss sich jeder als verflucht betrachten. Diese Lehre ist eindeutig unbiblisch. Prince behauptet beispielsweise, dass Menschen mit „finanziellen Problemen“ verflucht sind. Aber hier sind die Worte Jesu: „Und er erhob seine Augen zu seinen Jüngern und sprach: Glückselig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes“ (Lk.6:20). Bürger des Himmelreichs sind gesegnet, auch wenn sie arm sind.

Prince leitet dies aus den Flüchen aus 5. Mose 28 ab und wendet es auf Christen an; er ruft Christen dazu auf, herauszufinden, ob sie unter einem dieser negativen Symptome (Flüche aus 5. Mose 28) leiden. Wenn dem so ist, dann können sie unter einem Fluch stehen. Er sagt, dass ein oder zwei Symptome noch kein Beweis für einen Fluch sein müssen. Jeder Christ muss übernatürliche Informationen empfangen, ob er tatsächlich unter einem Fluch ist.30 Dies jedoch wirft uns auf die Notwendigkeit außerbiblischer Offenbarung zurück, was uns in unserem Handeln wieder den Heiden gleichstellt.

Auch hier liegt ein gedanklicher Trugschluss zugrunde: wenn ein Geschöpf eine normale Katze ist, dann hat sie vier Füße. Fido hat vier Füße, also ist Fido eine Katze. Aber dies ist ein Trugschluss, indem man in einem „wenn-dann"-Satz die Folge voraussetzt. Es gibt mehr als eine Schlussfolgerung, die man aus einem Tier mit vier Beinen ziehen kann. Wenn man diesen Trugschluss auf die Flüche in 5. Mose 28 anwendet, würde dies so lauten: Wenn die lsraeliten einen Bund mit Gott geschlossen haben und diesen Bund brechen, indem sie andere Götter anbeten, dann wird ein Fluch über sie kommen (5.Mose 28:16-68). Suzie weist mehrere Symptome aus jenen 52 Versen auf, daher steht Suzie unter einem Fluch. Diese Schlussfolgerung weist zwei Schwächen auf: (1) Suzie ist keine lsraelitin unter dem alten Bund (2) Man setzt voraus, dass Suzies Symptome die Folgen ihres gebrochenen Bundes sind. Es könnte jedoch auch andere Gründe dafür geben, warum Suzie unter den vielen Symptomen leidet, die desgleichen unter jenen auftreten, die Gottes Bund gebrochen haben.

Um Flüche zu diagnostizieren, ist es nicht ausreichend, wenn man lediglich die Symptome untersucht. Dies bedeutet, dass wir weder aufgrund unserer Beobachtungen der Symptome in der sichtbaren Welt (allgemeine Offenbarung) noch aufgrund der Bibel (spezielle Offenbarung) entscheiden können, ob ein Fluch vorliegt. Das wiederum bedeutet, dass wir einen Schamanen benötigen. Und wieder haben wir Heidentum in die Gemeinde gelassen in dem Glauben, dass das, was uns klar geoffenbart wurde, nicht ausreicht, um einen Fluch zu brechen.

Segen und Fluch aus biblischer Perspektive

Die Wahrheit ist einfacher als die verwirrenden lrrlehren, die so populär geworden sind. Die Wahrheit ist: So spricht der HERR: „Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut und Fleisch zu seinem Arm macht und dessen Herz vom HERRN weicht!“ (Jer.17:5) „Gesegnet ist der Mann, der auf den HERRN vertraut und dessen Vertrauen der HERR ist!“ (Jer.17:7). Wenn wir uns auf eine biblische Sichtweise berufen, dann lehren wir, dass Segen und Fluch von unseren Beziehungen und nicht von Symptomen abhängig sind. Diese Botschaft wird an vielen Stellen der Bibel deutlich wie zum Beispiel im Buch Hiob oder in der Bergpredigt. Einige Personen, die von Gott gesegnet sind, weisen aus menschlicher Sicht negative Symptome auf, und einige Personen, die glücklich und gesund sind, stehen unter dem Fluch, weil sie Gott nicht kennen.

Hier ein weiteres Beispiel: „Denn alle, die aus Gesetzeswerken sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!“ (Gal.3:10). Paulus kommt zu dem Schluss, dass es unmöglich ist, nicht verflucht zu werden, wenn man versucht, Gerechtigkeit durch Werke des Gesetzes zu empfangen. Nur eine Übertretung und man ist verflucht. Durch Werke des Gesetzes kann man nicht in eine Beziehung mit Gott kommen. Hier ist die Alternative: „Erkennt daraus: Die aus Glauben sind, diese sind Abrahams Söhne! Die Schrift aber, voraussehend, dass Gott die Nationen aus Glauben rechtfertigen werde, verkündigte dem Abraham die gute Botschaft voraus: In dir werden gesegnet werden alle Nationen. Folglich werden die, die aus Glauben sind, mit dem gläubigen Abraham gesegnet. (Gal.3:7-9). Segen hat etwas mit unserer Beziehung zu Gott zu tun. Jene, die zu den Söhnen Abrahams gehören, sind gesegnet, weil sie den rechtfertigenden Glauben haben, den Abraham hatte. Es besteht keine Notwendigkeit, nach Symptomen Ausschau zu halten; entscheidend ist der rettende Glaube.

Wollen wir dem noch mehr nachgehen. Betrachte folgende Bibelstelle: „Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden“ (1.Kor.15.22). Jeder wird „in Adam“ geboren und steht darum unter dem Fluch der Sünde und des Todes. Unsere Beziehung zu Adam bringt uns unter den Fluch. Aber jeder, der „in Christus“ ist, wird mit ewigem Leben gesegnet. Durch unsere natürliche Geburt sind wir „in Adam“, und nur durch eine übernatürliche Wiedergeburt werden wir „in Christus“ sein. Aus diesem Grund ist das Evangelium Jesu Christi der einzige Weg, um den Fluch zu brechen. (siehe Rö.5:12-21 und die Analogie von Adam und Christus)

Wenn wir in der rechten Beziehung zu Gott stehen, ist es für eine Person - sei es ein Mensch oder ein Geist -, die nicht über Gott steht, unmöglich, uns zu verfluchen. Bileam war ein bekannter Mann des Fluches, der versuchte, Geld damit zu verdienen, dass er das gesegnete Gottesvolk lsrael verfluchte. Hier kommt Bileam zu dem Schluss über seinen vergeblichen Versuch: „Nicht ein Mensch ist Gott, dass er lüge, noch der Sohn eines Menschen, dass er bereue. Sollte er gesprochen haben und es nicht tun und geredet haben und es nicht halten? Siehe, zu segnen habe ich empfangen; er hat gesegnet, und ich kann es nicht wenden“ (4.Mo:23:19-20). Aber Bileam gab nicht auf. Er wusste, dass der einzige Weg, um einen Fluch auf lsrael zu bringen, darin bestand, das Volk in die Versuchung zu führen, Gottes Wort ungehorsam zu sein; wenn ihm dies gelingen sollte, dann würde Gott lsrael verfluchen. „Ich habe ein weniges gegen dich, dass du solche dort hast, welche die Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, eine Falle vor die Söhne Israels hinzustellen, so dass sie Götzenopfer aßen und Unzucht trieben. Siehe, sie sind ja auf den Rat Bileams den Söhnen Israel ein Anlass geworden, in der Sache mit dem Peor eine Untreue gegen den HERRN zu begehen, so dass die Plage über die Gemeinde des HERRN kam.“ (Offb.2:14, 4.Mo.31:16). Wenn Gottes Volk vom Glauben abfällt, dann ist ihre Beziehung zu Gott gestört, und dies ist das einzige, was einen Fluch über sie bringt. Die Akzeptanz einer heidnischen Weltanschauung ist der sichere Weg zum Abfall. lch glaube, Gott kann uns davor bewahren. Aber wir wären die größten Toren, wenn wir die Warnungen vor Abfall missachten würden; dies wäre der sichere Untergang für uns.

Glauben wie die Heiden

Die Heiden sind ständig voller Zweifel, weil sie nie wissen können, ob sie in den Händen ihrer Götter in Sicherheit sind. Sie haben keine Gewissheit oder spezielle Offenbarung (Gottes Wort) über Gott oder direkt von Gott über das Wesen der geistlichen Welt, in welcher sie leben. In dem Maße, wie Christen von heidnischem Denken beeinflusst sind, wächst in ihnen die Ungewissheit. Sie können sich nie sicher sein, ob sie unter einem Fluch stehen. Sie sind sich nie sicher, ob sie von einem Dämon besessen sind. Sie glauben, dass sie auf eine geistliche Methode angewiesen sind, die sie mit Informationen aus der geistlichen Welt versorgt, damit ihr Handeln zu einem guten Ende kommt. Sie brauchen eine „christliche“ Version von einem Schamanen, um zwischen ihnen und der geistlichen Welt zu vermitteln (normalerweise nennt man dies einen „Propheten“ oder einen „Seelsorger im Befreiungsdienst“). Kurz gesagt, sie gleichen den Heiden.

Einige ihrer Vertreter wie Greg Boyd, die theologisch gut geschult sind, haben emotionale oder philosophische Gründe für ihre Vorliebe zu einer heidnischen Weltanschauung. Boyd kann die Lehre der Vorsehung Gottes nicht annehmen und bringt dies offen zum Ausdruck. Die Lehre der Vorsehung Gottes ist biblisch, was Boyd verneint und stattdessen eine heidnische Alternative anbietet. Die Bibel lehrt eindeutig, dass Gott wirklich über sein Universum herrscht und allwissend ist. Genau das teilte Gott dem Hiob mit, als er das Opfer von dem wurde, was Boyd als „überflüssiges Übel“ bezeichnet.

Wenn man die biblische Lehre der göttlichen Vorsehung gegen den heidnischen Glauben an geistliche Kampfführung eintauscht, wird man infolge dessen unter der Ungewissheit leiden, die für die Heiden so charakteristisch ist. Boyd hat dies erfasst, wenn er schreibt: „Was immer man noch zu der klassischen philosophischen Lehre der göttlichen Vorsehung sagen kann, der Gläubige empfängt dadurch eine bestimmte Art von Gewissheit, welche die Lehre der geistlichen Kampfführung nicht geben kann.“31 Mit anderen Worten, es mag ein Trost sein zu glauben, dass Gott in seiner Vorsehung über sein Universum herrscht, um die Geschichte der Menschheit zu lenken gemäß seines erlösenden Ratschlusses; aber es bringt keinen emotionalen Frieden, wenn man dem Gedanken zustimmen muss, dass Gott das Böse in seinem Universum zulässt und dies doch zu unserem Besten dient. Der Gedanke, dass das Böse geschieht, ohne dass Gott es im voraus wusste oder es in seiner Vorsehung unter seiner Kontrolle hat, erscheint manchem erstrebenswerter (wie z.B. Boyd). Daraus folgt natürlich, dass man verhindern will, an überflüssigem Übel leiden zu müssen, da Gott dieses Übel weder im voraus sieht noch es kontrolliert; wir selbst müssen uns einen Schlachtplan gegen die Geister ausdenken, um uns von ihrer bösen Macht zu schützen. Wenn wir die Schamanen und ihre Lehren jedoch nicht annehmen, dann könnten die bösen Geister sehr leicht die Oberhand gewinnen und uns ins Verderben führen.

lst es besser, in der Furcht zu leben, ein Opfer in diesem geistlichen Kampf zu werden, als daran zu glauben, dass die rechte Beziehung zu Gott uns Segen bringt und dass uns in göttlicher Vorsehung alles zum Besten dient, um ihn zu verherrlichen (Rö.8:28-39)? Die Lehre der geistlichen Kampfführung spendet wenig Trost, denn vieles von dem, was wichtig ist, ist unbekannt und entzieht sich der Kontrolle Gottes. Boyd weiß um diese Furcht, die dadurch entsteht. „Es kann nicht geleugnet werden, so denke ich, dass die Lehre der geistlichen Kampfführung in einer bestimmten Weise ein Weltbild schafft, das die größeren Gefahren beinhaltet als die Lehre der göttlichen Vorsehung; dies ist darin begründet, dass geöffnete Augen für einen geistlichen Kampfplatz wirklich Angst machen kann.“32 Wie die anderen Autoren, die wir in diesem Artikel kritisiert haben, denkt auch Boyd, dass es letztlich um die Frage der Existenz („Realität“) von Geistern und geistlichem Kampf geht. Aber hierum geht es nicht! Es geht um die Frage, ob Gott alles unter Kontrolle hat, ob es sich um geistliche oder ungeistliche Dinge handelt oder ob es um Gut oder Böse geht. Es geht darum, ob Satan von Gott die Erlaubnis erhält (wie es bei Hiob und Petrus der Fall war), um die Gläubigen zu „sichten“. Es geht darum, ob Gott uns diesen Kampf gegen einen unsichtbaren Feind überlassen hat, der über ein Wissen der geistlichen Welt verfügt, über das wir nicht verfügen.

Es ist eindeutig nicht besser zu glauben, wie die Heiden glauben. Boyd hat sich entschieden, der heidnischen Lehre der geistlichen Kampfführung zu glauben, weil die biblische Lehre von Gottes Vorsehung ihm ein Anstoß ist. Aber er hat die Thematik sehr wohl verstanden. Die anderen Autoren, die angeführt wurden, sind theologisch weniger geschult. Im Unterschied zu Boyd vertreten sie die Lehre der geistlichen Kampfführung, weil ihnen die Konsequenzen nicht klar sind und weil sie nicht erkennen, dass die Bibel so drastisch vor solchen Lehren warnt. Dennoch tragen sie dazu bei, dass die Gemeinde zunehmend unter heidnische Einflüsse kommt. Selbst ohne falsche Lehren in der Gemeinde werden Christen oftmals zu Opfern einer heidnischen Weltanschauung, denn sie umgibt uns überall, und sie ist die Folge der gefallenen menschlichen Rasse. Diese Autoren haben ihr Denken nicht ausreichend erneuert durch den ganzen Ratschluss Gottes, und darum können sie die Wahrheit nicht erkennen.

Schlussfolgerung

Als die Christen in Kolossä sich bedroht fühlten, nachdem sie versucht worden waren, wieder dem heidnischen Denken und den Praktiken der geistlichen Kampfführung zu verfallen, versicherte Paulus ihnen, dass Christus durch das Kreuz über die Mächte der Finsternis gesiegt hatte. Paulus predigte ihnen Christus und wandte sich gegen die heidnischen Lehren, die Befreiung versprachen, denn diese waren verderblich und leugneten die Kraft des Kreuzes. Paulus tröstete die Epheser und versicherte ihnen, dass Gott alles nach dem Ratschluss seines Willens wirkt und dass sie mit Christus in den Himmel versetzt sind über die Mächte der Finsternis - ganz gleich wie ihre Gefühle oder Umstände waren. Epheser 1 würde ausreichen, um die Theologie von Greg Boyd zu widerlegen. Paulus predigte den Kolossern und Ephesern diese Wahrheiten, weil die Gläubigen in Kleinasien ihr Leben lang in einer geistlichen Kampfführung verbracht hatten, indem sie sich vor einem schlechten Schicksal fürchteten, das die unsichtbaren feindlichen Mächte über sie bringen könnten. Diese ersten Christen lebten unter dem Schatten der heidnischen Tempel, wurden bedrängt durch die heidnischen Orakel und Propheten; was sie brauchten, war die Gewissheit, dass Christus für sie volles Genüge war. Was immer die Heiden um uns herum glauben, drängt immer in die Gemeinden hinein - in den Tagen des Paulus wie in den unsrigen.

Heute ist die evangelikale Gemeinde zu einem Sammelbecken von heidnischem Denken und heidnischen Praktiken geworden. Dies geschah durch verschiedene Trends, welche das Prinzip „allein die Schrift“ (sola scriptura) aus dem Denken vieler Evangelikaler verbannte. Weil man die Allgenügsamkeit der Schrift nicht mehr anerkennt, suchen die Menschen den direkten Kontakt mit den Geistern und glauben, dass es sich hierbei um den Heiligen Geist mit neuen Offenbarungen handelt. Sie ersinnen und fördern geistliche Methoden, um die Geisterwelt zu kontrollieren und schaffen hiermit eine Kaste von „christlichen“ Schamanen, um diesen Prozess zu gestalten. Das Ergebnis davon ist, dass die Gemeinde so heidnisch geworden ist wie die Welt selbst. Dies ist umso schädlicher, weil behauptet wird, dass diese Neuerungen „christlicher“ Natur seien.

Die Leute schämen sich nicht, wenn sie beispielsweise Yogakurse in ihren Gemeinden anbieten. Unsere respektierten Führer schämen sich nicht, wenn sie Christen unterweisen, bei New Agern und Gurus Weisheit zu suchen. Leiter in der Gemeinde schämen sich nicht, wenn sie das Bibelstudium durch meditative Praktiken des Ostens ersetzen. Pastoren schämen sich nicht, wenn sie lehren, dass geistliche Kampfführung als biblisch angesehen werden kann. Die Evangelikalen schämen sich nicht, wenn sie katholische Mystiker in ihre Gemeinden einladen, um ihren Mitgliedern heidnisches Gedankengut nahe zu bringen. Jeremia beschreibt dies mit folgenden Worten: „Sie werden zuschanden, weil sie Gräuel verübt haben. Doch sie schämen sich keineswegs, ja, Scham kennen sie nicht“ (Jer.8:12a).

Betet, dass unsere evangelikale Bewegung es lernen wird, wie man sich schämt und dass sie zur Buße geleitet wird. In der Zwischenzeit flehe ich jeden an, der wie ein Christ leben und denken will - und nicht wie ein Heide -, vor dem Heidentum zu fliehen und Zuflucht in einer Gemeinde zu finden, welche das Prinzip „allein die Schrift“ (sola scriptura) und den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt.

 

 

 

 

 

 

Anmerkungen

  1. Greg Boyd, God at War, (Downers Grove: Intervarsity, 1997) 11.
  2. Ibid. 12.
  3. Ibid.
  4. Ibid. 13
  5. Ibid.
  6. CIC Issue 98: http://cicministry.org/commentary/issue98.htm includes a discussion of providence.
  7. Boyd 292.
  8. Silva Mind Control on VHS video; John Ankerberg Show/li>
  9. Bob Larson, In the Name of Satan — How the forces of evil work and what you can do to defeat them; (Nashville: Nelson, 1996) 109
  10. Ibid.
  11. Peter Wagner, Confronting the Powers; (Ventura: Regal Books, 1996) 237.
  12. Watchman Nee, The Spiritual Man 3; (New York, Christian Fellowship Publishers, 1968 – written in 1927) 90.
  13. See CIC Issues 69, 70, 71 on the Colossian Heresy which is what this is.
  14. Nee, 91.
  15. Ibid.
  16. Ibid. 93.
  17. Ibid. 92.
  18. Wagner, 158, 159.
  19. Larson, 205.
  20. Wagner, 52, 53.
  21. Ibid. 148.
  22. Ibid. 69.
  23. Ibid. emphasis his.
  24. Larson, 208.
  25. Wagner, 67.
  26. Ibid. 89.
  27. A comprehensive discussion of this issue can be found in CIC Issue 68, January/February 2002.
  28. Derek Prince, Blessing or Curse – You Can Choose!; (New York: Chosen Books, 1990) 74.
  29. Ibid. 45
  30. Ibid. 46.
  31. Boyd, 292.
  32. Ibid.

Feuertaufe, soll man um Feuertaufe bitten wie es die Pfingst/Charismatischen Gläubigen tun?

 

 

Starb Jesus am Kreuz für unsere Krankheiten?

Diese Frage beantwortet Matthias Truttmann in der FCG Aarau (Freie Christengemeinde Aarau) am 10.03.2019 in seiner Predigt mit „ja“.

Obwohl Matthias Truttmann eine eigentlich klärende Stelle in Matthäus 8 zitiert (im Podcast um Minute 19:20), will er seine Zuhörerschaft mit Hartnäckigkeit von seinem falschen Verständnis überzeugen.

Diese falsche Lehre hat zur Folge, dass man der Überzeugung sein muss, ein Christ müsse nicht krank sein/werden. Auch wenn diese Aussage in der Bibel nirgendwo zu finden ist, hat sich diese Meinung in grossen Teilen der Christenheit ausgebreitet. Gläubige, die trotzdem krank sind, machen sich oft Vorwürfe wie z.B. „mein Glaube ist nicht gross genug“, „ich proklamiere es zu wenig“ oder „Jesus liebt mich nicht“. Sie werden u.A. ermahnt in die „Healing Rooms“ zu kommen und zu „proklamieren“, dass die Krankheit kein Recht habe, in ihrem Körper zu sein.

Sprüche wie „ich will kommen und dich heilen“ (aus Mt. 8,7), die z.B. die Facebookseite „Healing Rooms Aarau“ betiteln, implizieren eine völlig aus dem Kontext gerissene Heilungserwartung. Viele Christen sind also der festen Überzeugung, dass Jesus sie heilen MUSS, da es ihnen versprochen wurde.

Der u.A. für diese Lehre missbrauchte Vers 4 aus Jesaja 53 „Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen…“ ging während seiner Zeit als Mensch auf dieser Erde in Erfüllung. In Matthäus 8,14-17 sehen wir eindeutig dass Jesus die vielen Menschen, die zu ihm gebracht wurden, geheilt hatte, und er die Leiden seiner Zeitgenossen mitgetragen hatte; „damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja gesagt ist, der spricht: »Er hat unsere Gebrechen weggenommen und unsere Krankheiten getragen«.“ Wenn dieser Vers das „Tragen“ am Kreuz meinen würde, so könnte unmöglich „damit erfüllt würde“ stehen, denn der Herr Jesus wurde zu der Zeit von Matthäus 8,17 nicht gekreuzigt sondern er war im Haus des Petrus.

Der Vers 5 aus Jesaja 53 (…Er wurde verwundet und wir sind heil geworden.) und 1.Petrus 2,24 (…durch seine Wunden seid ihr heil geworden.) wird aufgrund dieser Ansicht falsch interpretiert, bzw. übersetzt. Das hier als „heil“ übersetzte Wort (Hebr. rapha) bedeutet sowohl geistige als auch physische Heilung, um zu erkennen was gemeint ist, muss der Kontext angeschaut werden, und dieser zeigt, dass es in Jesaja 53 und 1. Petrus 2 eindeutig um geistige Heilung, und nicht um körperliche Heilung geht.

Diese Tatsache macht klar, dass in der Bibel nicht ein einziges Mal erwähnt wird, dass Jesus Christus für unsere Krankheiten am Kreuz gestorben ist. Hingegen werden unzählige Stellen erwähnt, die aufzeigen, dass Jesus Christus für unsere Sünden gestorben ist:

Z.B. eben gerade in 1.Petrus 2,24: Er hat unsere SÜNDEN selbst an seinem Leib getragen auf dem Holz, damit wir, den Sünden gestorben, der Gerechtigkeit leben mögen; durch seine Wunden seid ihr heil geworden.

- Psalm 130,8: Ja, er wird Israel erlösen von allen seinen Sünden.

- Jesaja 53,12: Darum will ich ihm die Vielen zum Anteil geben, und er wird Starke zum Raub erhalten, dafür, dass er seine Seele dem Tod preisgegeben hat und sich unter die Übeltäter zählen ließ und die Sünde vieler getragen und für die Übeltäter gebetet hat.

- Matthäus 26,28: Denn das ist mein Blut, das des neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

- Apostelgeschichte 5,31: Diesen hat Gott zum Fürsten und Retter zu seiner Rechten erhöht, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu gewähren.

- Römer 4,25: ihn, der um unserer Übertretungen willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt worden ist.

- Römer 6,10: Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben, ein für alle Mal; was er aber lebt, das lebt er für Gott.

- Epheser 1,7: In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Übertretungen nach dem Reichtum seiner Gnade,

- Hebräer 10,12: Er aber hat sich, nachdem er ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat, das für immer gilt, zur Rechten Gottes gesetzt,

- 1.Johannes 4,10 Darin besteht die Liebe — nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat als Sühnopfer für unsere Sünden.

Schon zum Voraus in Matthäus 1,21 wird aufgezeigt, wozu der Messias kommen sollte:

„Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.“

Und zu guter Letzt (es gäbe natürlich noch weitere Stellen); Hebräer 9,28:
„so wird der Christus, nachdem er sich einmal zum Opfer dargebracht hat, um die Sünden vieler auf sich zu nehmen, zum zweiten Mal denen erscheinen, die auf ihn warten, nicht wegen der Sünde, sondern zum Heil.“
Nach diesem Vers wird auch Römer 8,21 verständlich, in dem es heisst „…auch wir erwarten seufzend die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes.“ Wenn Jesus für unsere Krankheiten gestorben wäre, dann müssten wir nicht auf die Erlösung unseres Leibes warten.

Wenn nun Matthias Truttmann sagt (Podcast Min. 15:36), „dass Jesus alle Krankheiten auf sich geladen hat“ und damit behauptet dass wir deshalb nicht mehr krank zu sein brauchen, dann verursacht dies neben den oben erwähnten Beweisen noch ein weiteres Problem:

Den meisten dürfte nun klar sein, dass unser Herr Jesus für unsere Sünden gestorben ist, und jeder, der an IHN glaubt, mit Sicherheit errettet sein darf.

Wenn Jesus nun auch für unsere Krankheit ans Kreuz ging, wer glaubt denn, nachdem er auch nur einmal in seinem Leben krank wurde, noch daran, dass er mit Sicherheit erlöst sein wird? Weshalb sollte der Tod Jesu für die Sünden wirksam sein, während dem der "Tod Jesu für die Krankheit" halt nicht immer funktioniert?

  1. Korinther 4,16 Darum lassen wir uns nicht entmutigen; sondern wenn auch unser äußerer Mensch zugrunde geht, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert. 17 Denn unsere Bedrängnis, die schnell vorübergehend und leicht ist, verschafft uns eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, 18 da wir nicht auf das Sichtbare sehen, sondern auf das Unsichtbare; denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.

 

 

Der Toronto-Segen und Heilungen

Der so genannte „Toronto-Segen“ nahm seinen Anfang in der Toronto Airport Christian Fellowship (TACF), einer charismatischen Gemeinde in Toronto, Kanada, welche John Wimbers Vineyard-Bewegung angehörte und bis heute unter der Leitung von Pastor John Arnott steht. Im Januar 1994 kam es unter dem charismatischen Gastprediger Randy Clark zu einer „Erweckung“, welche von ekstatischer Anbetung, hemmungslosem Lachen, Umfallen sowie anderer Manifestationen begleitet war. Obwohl übernatürliche Heilungen nicht im Mittelpunkt dieser Erweckung standen, ließen Berichte von Heilungen nicht lange auf sich warten. Der kanadische Charismatiker und Professor für Theologie, James Beverley, untersuchte drei „Heilungen“, die sich in der TACF ereignet haben sollen.1

  1. 1. David Stark

Pastor John Arnott bezeugte am 20. Januar 1995, dass David Stark in einem Gottesdienst in der TACF vom 15. Dezember 1994 auf übernatürliche Weise von Krebs geheilt wurde; er stützte sich dabei auf die Angaben von David Stark selbst und den Brief seines behandelnden Arztes Dr. Bryan vom 29. Dezember 1994. David Stark litt an Krebs (Lymphom) und erlebte während des Gottesdienstes, wie seine starken Schmerzen auf ein erträgliches Maß zurückgingen. Der behandelnde Arzt Dr. Kyle Bryan bestätigte die  „dramatische Besserung“ des Allgemeinzustandes seines Patienten, insbesondere die Reduzierung der starken Schmerzen. Klinische Untersuchungen, welche eine Heilung zweifelsfrei unter Beweis stellen würden, enthielt der Brief allerdings nicht.

Dr. John Axler, Allgemeinmediziner und Freund von James Beverley, recherchierte mit Zustimmung von Pastor John Arnott und David Stark den weiteren Verlauf der Ereignisse. Dr. Axler las den Brief von Dr. Bryan und kam zu dem Schluss, dass es verfrüht sei, von einem „Wunder“ zu sprechen. Anfang Februar 1995 sprach Beverley telefonisch mit der Ehefrau von David Stark. Sie teilte ihm mit, dass eine kürzlich durchgeführte Untersuchung (Kernspintomographie) ergeben hatte, dass der Krebs noch vorhanden war und sogar gewachsen war (um 50%). Kurz darauf verstarb ihr Ehemann.

  1. 2. Heather Harvey

Die damals 13-jährige Heather soll im Februar 1994 während eines Gottesdienstes in der TACF von Legasthenie geheilt worden sein. Guy Chevreau, enger Mitarbeiter von John Arnott, hat diese Heilung in seinem Buch Catch the Fire (dt. Ausgabe: Der Toronto Segen) niedergeschrieben. Heather ging unter Gebet zu Boden und berichtet später, wie sie Engel beobachtete, welche einen chirurgischen Eingriff an ihrem Gehirn vorgenommen hatten. Beverley zog Dr. Sharon Cohen für diesen Fall zu Rate, da sie als Spezialistin auf dem Gebiet von Sprachfehlern an der Universität von Toronto tätig war.

Dr. Cohen riet zu einer medizinischen Untersuchung, um die Heilung zu bestätigen. Beverley schrieb daraufhin einen Brief an die Eltern und schlug vor, die Heilung durch ein medizinisches Attest bestätigen zu lassen. Nachdem die Eltern von Heather Harvey auf den ersten Brief nicht antworteten, schrieb Beverley einen zweiten Brief. Hierauf antworteten die Eltern und teilten ihm mit, dass sie sich die Kosten für eine solche Untersuchung nicht leisten könnten; dennoch versicherten sie ihm, dass ihre Tochter geheilt sei. Beverley lässt nach seinen Ausführungen offen, ob eine tatsächliche Heilung vorliegt, räumt aber ein, dass sie definitiv nicht „bewiesen“ wurde.

  1. 3. Sarah Lilliman

Guy Chevreau beschreibt in seinem Buch Catch the Fire eine weitere „Heilung.“ Nach Chevreaus Bericht zeigten sich bei der 13-jährigen Sarah im Jahre 1991 plötzlich Symptome von Gehstörungen, die zeitweise einen Rollstuhl erforderlich machten; ferner litt sie unter massiven Ess- und Sehstörungen sowie Wahrnehmungsstörungen. Der Zustand des Mädchens war derart schlecht, dass sie in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Die Ärzte, so Chevreau, gingen davon aus, dass das Mädchen unter einer chronischen, unheilbaren Krankheit litt. Am 26. April 1994 wurde für das Mädchen in der TACF gebetet. Dieses Gebet sowie nachfolgende Erfüllungen mit dem Heiligen Geist (outpourings of the Holy Spirit) führten zu der Wunderheilung von Sarah.

Nachdem sich Beverley nach persönlicher Rücksprache mit Chevreau und den Eltern der geheilten Sarah Lilliman deren Zustimmung eingeholt hatte, den Fall zu dokumentieren, traf er sich mit den Eltern zu einem ersten Gespräch. Beverleys Freund, der Mediziner Dr. John Axler, unterstützte Beverley bei seinen Recherchen. „Schon bei meinem ersten Gespräch mit der Familie, wurde sofort klar, dass es größere und kleinere Probleme mit der Darstellung von Chevreau gab,“ berichtet Beverley.2 Er fährt fort: „Als ich mit Sarah sprach, betonte sie, dass ihre Genesung nicht so schnell und dramatisch verlaufen war, wie dies im Buch geschildert wurde… und dass der zweite Teil der Heilungsgeschichte nicht stimmt.“3

Dr. Axler und Beverley durften nach Zustimmung der Eltern alle medizinischen Berichte bezüglich Sarahs Erkrankung und Behandlung am Bloorview Hospital einsehen. Beverley kam zu dem Schluss, dass zu den anfänglichen Ungereimtheiten weitere hinzukamen: „Einige dieser (Unklarheiten) beziehen sich auf fehlerhafte Eindrücke oder falsche Annahmen, und es gibt auch eine Reihe von eindeutig fehlerhaften Fakten.“4

Die gemeinsamen Recherchen von Dr. Axler und Beverley ergaben folgende Resultate:

  • Die Probleme, von welchen sie angeblich 1994 ‚geheilt’ wurde, waren bereits während eines vierwöchigen Aufenthaltes in einer Kinderklinik im Jahre 1991 verschwunden.
  • Die ärztlichen Berichte lassen deutlich erkennen, dass man die Symptome als psychosomatisch betrachtete.
  • Die Aussage Chevreaus, dass keine Aussicht bestand, dass Sarah jemals die Kinderklinik verlassen werde, ist falsch. Die Krankenakte von Sarah macht deutlich, dass sie in den Jahren 1989 – 1993 ein ständiges Auf und Ab ihres Gesundheitszustandes erlebte. Ferner heißt es in ihrer Krankenakte, dass die Möglichkeit der Heilung einer psychosomatischen Erkrankung grundsätzlich denkbar ist.5

Beverley kommt zu dem Schluss: „Es ist angemessener, die Genesung von Sarah als eine dramatische psychologische und körperliche Reaktion auf Gebet, Zuneigung und Liebe zurückzuführen.“6

 

Beverleys Fazit zu den drei Heilungen

Beverleys Fazit bezüglich der drei „Heilungen“, welche er mit Hilfe von Medizinern äußerst gründlich recherchierte, lautet:

  • Es kostet einen Preis, wenn die Leiter der Vineyard-Bewegung Heilungen bezeugen, bevor sie medizinisch bestätigt und über einen längeren Zeitraum gesichert wurden. Im Fall von Stark und Lilliman werden die Probleme deutlich, welche übereilte und voreilige Schlussfolgerungen nach sich ziehen.
  • Die Leiter der Vineyard-Bewegung sollten ihre Hingabe an die Wahrheit unter Beweis stellen, indem sie falsche Eindrücke und fehlerhafte Fakten bezüglich angeblicher Heilungen korrigieren. Diesbezüglich sollten zukünftige Auflagen von Guy Chevreaus Buch Catch the Fire … korrigiert werden…
  • Der Fall von Heather Harvey (Hopkinsville) zeigt die Notwendigkeit auf, dass charismatische Gruppen sich bereit erklären sollten, medizinische Gutachter zu finanzieren, um wundersame… Berichte zu bestätigen. Wenn medizinische Studien erforderlich werden, um Ereignisse genau abzuklären, ruht die Beweislast auf jenen, welche die Behauptungen aufstellen.7

James Beverley ist ein bekennender Charismatiker, der in seinem Buch zum Ausdruck bringt, dass er an göttliche Heilung glaubt. Dass er dennoch unvoreingenommen an die Heilungsberichte der TACF herangeht, unterstreicht seine Wahrheitsliebe, ein Merkmal, das leider so manchem Charismatiker fehlt. Sobald die Zentralität Christi verloren geht, begegnet uns ein verzerrtes und verdrehtes Evangelium. Dass ein solches Evangelium das Handeln der Zuhörer negativ beeinflusst, ist unvermeidbar.

Fazit

Wer sich eingehender mit den pfingstlich-charismatischen Heilern aus der Vergangenheit und der Gegenwart auseinandersetzt, wird immer wieder auf Ungereimtheiten, Widersprüche und nicht selten auf Unmoral und Skandale stoßen. Kritik an vielen Wunderheilern kommt nicht nur von der säkularen Presse; selbst pfingstlich-charismatische Leiter benennen und verurteilen unverhohlen die Auswüchse der Heilungsbewegung.

Wenn man eine Lehre aus der Geschichte der charismatischen Heiler ziehen kann, dann diese, dass sie weit davon entfernt ist, geistlich reifer zu werden und man erwarten muss, dass in Zukunft die unbiblischen Tendenzen noch zunehmen werden. Den wachsamen Jünger Jesu wird dies nicht erstaunen, denn er weiß, dass in den letzten Tagen vor der Wiederkunft seines Herrn viele im Namen Jesu Wunder wirken werden und dennoch nicht von Jesus gesandt sind. Die Verführten und Verblendeten hingegen werden ihren Wunderwirkern zujubeln.

 

 

Anmerkungen

 

1      James A. Beverley, Holy Laughter and the Toronto Blessing – An Investigative Report, Zondervan Publishing House, Michigan, 1995, S.103-120

2      ebd., S.117

3      ebd., S.117

4      ebd., S.118

5      ebd., S.118-119

6      ebd., S.119

7      ebd., S.120