Wer die Wichtigkeit der Lehre kleinredet, handelt so wie einer, der sich selbst das Grundnahrungsmittel verbietet. Er wird abmagern und krank werden. - Thomas Lange -

Wenn wir den Begriff «Reich der Himmel» hören, denken wir automatisch an die Dimensionen des Himmels, den Ort, wo der Herr Jesus zur Rechten des Vaters regiert und wohin wir gehen, wenn wir sterben. Auch wenn diese Erwartung an sich richtig ist, so bedeutet «Reich der Himmel» zunächst etwas anderes. Eine Darlegung.

 

Das «Reich der Himmel» ist das kommende messianische Reich auf Erden – das Königreich Gottes in Jesus als dem Messias. Es geht dabei weniger um den Himmel, sondern vielmehr um das Königreich Dessen, der aus dem Himmel kam. Als «Reich der Himmel» kommt es in der Weise so nur im Matthäusevangelium vor, die anderen Evangelisten nennen es das «Reich Gottes ». Da Matthäus sein Evangelium an Juden richtete und diese sich scheuten, den Namen Gottes auszusprechen, setzte er für Gott den allgemeinen Begriff «Himmel» ein, ganz im Sinne von Daniel: «… so wird auch dir dein Königtum wieder zuteil werden, sobald du erkennen wirst, dass der Himmel herrscht» (Dan 4,23b; vgl. 2,44). Es geht um das Reich, das vom Himmel her regiert wird.

Zuerst verkündigte es Johannes der Täufer (Mt 3,1–2). Danach verkündigte es Jesus selbst (Mt 4,17). Später verkündigten es die Jünger im Auftrag des Herrn Jesus, begleitet von Zeichen und Wundern (Mt 10,5–8). Und schliesslich sagte der Herr: «Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen » (Mt 12,28). Seine Dämonenaustreibungen und Wunder bewiesen, dass das Reich der Himmel in Seiner Person gekommen war.

Doch dann verwarf Israel seinen Messias und König. Das Reich Gottes nahm nun zunächst eine andere Form an, was in Matthäus 13 genauer erklärt wird. Jesus Christus fuhr nach Seiner Kreuzigung und Auferstehung gen Himmel und setzte sich dort zur Rechten Gottes. Der König ist abwesend, um vom Himmel aus geistlich und unsichtbar diejenigen zu regieren, die an Ihn glauben: das ist die Gemeinde aus Juden und Heiden. Aber der Herr kündigte in Matthäus 13 an, dass Er am Ende dieses Zeitalters zurückkommen wird, um Gericht zu halten und Sein irdisches Reich dann endgültig durchzusetzen. Darum wird im Tausendjährigen Reich Satan im Sinne von Matthäus 12,28 tatsächlich ausgetrieben und gefangen sein (Offb 20,1–4).

Mit dem Reich der Himmel ist somit nicht das geistliche Reich der Gemeinde als Leib Christi gemeint, auch wenn dieses damals bereits in Gott verborgen war. Es geht im Matthäusevangelium zunächst um das sichtbar-irdische Reich Gottes, das die alttestamentlichen Propheten versprochen und die Juden erwartet haben. Das war die Situation, in die Jesus hineinsprach. Wir sollten nicht etwas in den Begriff «Reich der Himmel» hineininterpretieren, was zu jenem Zeitpunkt nicht Gegenstand der Offenbarung und Seiner Lehre war. Wie es jemand in Leben ist mehr 2016 schrieb: «Wir müssen bereit sein, aus der Bibel die Wahrheit herauszulesen, und nicht unsere Wünsche oder Überlieferungen hineinzulesen.»

Das Himmelreich wurde im Alten Testament als Gottes Herrschaft auf Erden, von Israel aus, prophezeit (Dan 2,44; 7,13–14; Jes 2; 11; Jer 23,5–6; Sach 14). Im menschgewordenen Gott und Messias Jesus war es sichtbar nahegekommen und gegenwärtig. Doch der König und Sein Reich wurden von den Juden verworfen (Mt 12,24; Lk 19,14; Joh 19,15). Aus dem sichtbaren Gottesreich auf Erden wurde ein unsichtbares Reich im Herzen derer, die an Jesus, den König des Reiches, glauben (Röm 14,17; 1.Kor 4,20; 6,10; 15,15; Eph 5,5; Kol 1,13; 1.Thess 2,12; 2.Thess 1,5; 2.Tim 4,18). Und der König und Sein Reich werden wieder sichtbar in Erscheinung treten bei der Vollendung dieses Zeitalters, wenn Jesus Christus in grosser Macht und Herrlichkeit zurückkehrt und Sein Tausendjähriges Königtum auf Erden aufrichtet (Mt 13,30.49; 2.Tim 4,1; Offb 11,15; 12,10; 14,14–20; 19,6; 20,1–4). Danach wird das ewige Reich in seiner endgültigen Form erscheinen (2.Petr 1,11; Offb 21,1ff.; 22,5) und schliesslich wird der Übergang kommen, wo Gott alles in allem sein wird (1.Kor 15,28).

 

NORBERT LIETH

Quelle: Mitternachtsruf Nr. 07.2016