Wer die Wichtigkeit der Lehre kleinredet, handelt so wie einer, der sich selbst das Grundnahrungsmittel verbietet. Er wird abmagern und krank werden. - Thomas Lange -

 

Heilt Kranke, reinigt Aussätzige, weckt Tote auf, treibt Dämonen aus! - Ist dies unser Auftrag?
Matthäus 10,1-16

 

Eine weit verbreitete Meinung ist, dass „Jesus uns den Auftrag gegeben hat Kranke zu heilen, Dämonen auszutreiben und Tote aufzuwecken“ (gemäss Mt. 10,8).

Diese Meinung wollen wir unter die Lupe nehmen:

Jesus gab seinen 12 Jüngern Vollmacht (Vers 1):

  • über die unreinen Geister, sie auszutreiben
  • und jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen

Jesus gab ihnen Aufträge (Verse 5-10):

  • Begebt euch nicht auf die Straße der Heiden
  • betretet keine Stadt der Samariter
  • geht vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel
  • verkündigt und sprecht: Das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!
  • Heilt Kranke, reinigt Aussätzige, weckt Tote auf, treibt Dämonen aus!
  • Nehmt weder Gold…. (Gegenwerte), Tasche, Ersatzkleider,… mit

Wenn wir diese Verse lesen, müssen wir uns bewusst sein, dass (u.a.) das Matthäusevangelium ein Geschichtsbuch ist. Es ist also ein Tatsachenbericht über das Leben Jesu als Mensch auf dieser Erde.

Ich denke nicht, dass uns die Bibel lehrt, dass wir auf dem Wasser gehen können, nur weil Jesus Christus dies (in Matthäus 14,25 beschrieben) so getan hat. Die Evangelien und die Apostelgeschichte zeigen uns als historische Aufzeichnungen u.a. die wunderbaren Werke Jesu Christi und das Leben seiner Jünger.

Keinesfalls dürfen also Lehren aus solchen Ereignissen definiert werden, sonst müsste z.B. auch die Fischerei anhand Lukas 5,4-7 „revolutioniert“ werden, worauf vermutlich einige Bankrott erklären müssten.

Zudem kann nicht ausser Acht gelassen werden, zu wem etwas in welcher Zeit wozu gesagt wird. Beispielsweise hätte auch folgendes Gebot schwerwiegende Auswirkungen für die Christenheit: „Da gebot er seinen Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.“ Matthäus 16,20.

Nun dürfte also klar sein, dass auf gar keinen Fall ein einzelner Vers zur Lehre gemacht werden darf.

Der Besagte Text in Mt. 10 ist also an seine 12 Jünger gerichtet (Mt. 10,5), die für diese Zeit, diesen speziellen Auftrag erhalten. Zudem gebietet er ihnen ausdrücklich „zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ zu gehen und NICHT zu den Heiden oder Samariter (Mt. 10,5+6 / vgl. auch 1.Korinther 1,22). Was er ihnen später aufgetragen hat, finden wir in Matthäus 28,19 und da sind die Heiden an der Reihe: „So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.

Dass die Verse in Matthäus 10 also kein andauerndes Gebot für Jedermann sein können, sehen wir u.a. an folgenden Beispielen:

  • Grosser Unterschied (Zielgruppe) zwischen Mt. 10,5-6 und Mt. 28,19
  • Jakobus 5,14 zeigt wie wir in der Gemeinde mit Krankheit umgehen sollen
  • Als Johannes der Täufer in Mt. 11,3 Jesus fragen liess ob er derjenige sei, der kommen soll, liess er ihm antworten „Blinde werden sehend und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote werden auferweckt…“ (Matthäus 11,5). Welchen Sinn ergäbe diese Antwort, wenn es auch heute unsere Aufgabe wäre diese Wunder zu tun? Dies war also eine Bestätigung für die Zeit Jesu.
  • Auch Apostelgeschichte 2,22 zeigt, dass das Wirken Jesu dadurch beglaubigt wurde. Wenn diese Zeichen und Wunder auch heute noch unser Auftrag wären, wie wäre dies denn eine Beglaubigung Jesu gewesen?
  • Ebenso von Zeugnis „mit Zeichen und Wundern und mancherlei Kraftwirkungen“ lesen wir in Hebräer 2,3-4. Vers 4 beginnt mit „wobei Gott sein Zeugnis dazu gab…“. Diese Textstelle redet zweifelsohne von Vergangenem und nicht von Andauerndem.
  • Und auch Johannes 20,30-31 zeigt dass diese besondere Zeit war (Vergangenheit)! Denn wozu wären diese Worte aufgeschrieben „damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist“ wenn es heute auch noch so wäre?

Es gäbe wohl noch einige Stellen, die dies bekräftigen, aber wir wollen uns noch kurz folgende Aussage anschauen:

Oft wird bezüglich Matthäus 10,8 angefügt, dass Jesus immer und jeden heilte und wir ja Nachahmer sein sollen.

Da Jesus niemandem gesagt hat „nein ich heile Dich nicht“, sind diese Stellen halt nicht so einfach zu finden, aber hier die Aufforderung: lies die Bibel genau!

  • Johannes 5,1-16 beschreibt die Heilung eines Kranken am Teich Bethesda. Vers 3 beschreibt eine grosse Menge an „Kranken, Blinden, Lahmen und Abgezehrten, welche auf die Bewegung des Wassers warteten“. Jesus heilte nur den einen Menschen, der schon seit 38 Jahren krank war.
  • In Nazareth tat er keine Wunder (Lukas 4,23-27)
  • Der Gelähmte (aus Apg. 3,2-11) sass schon gegen 40 Jahre am Nikanortor (vgl. Apg. 3,2 + 4,22), was wohl bedeutet, dass Jesus unzählige Male an ihm vorübergegangen war.

Zu der Stelle in Johannes 5 sei noch folgendes bemerkt: Wenn heute jemand Heilung „proklamiert“ und derjenige wird nicht gesund, wird immer wieder von zu wenig Glauben geredet. Johannes 5,13 zeigt aber unmissverständlich, dass dies nicht haltbar ist. Diese Person kannte Jesus nicht einmal, also kann von Glauben nicht die Rede sein.

Ein weiteres Argument (für den Auftrag zu heilen), das gerne genannt wird, ist Matthäus 6,10: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden.“. Dann wird oft gesagt „gibt es im Himmel Krankheit? Nein - also weg damit - gehört nicht hierher“.

Diese manipulative Aussage wird recht holprig, wenn wir in der Offenbarung lesen „und das Meer gibt es nicht mehr“ (Offb 21,1) oder „es wird dort keine Nacht mehr geben“ (Offb 22,5). Gott sollte also wollen, dass jetzt alles auf Erden so ist wie im Himmel? Wieso bitte hat er dann ein Meer und die Sonne geschaffen?

Oder lesen wir Markus 12,25 „Denn wenn sie aus den Toten auferstehen, so heiraten sie nicht noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie die Engel, die im Himmel sind.“ Sollten wir uns also für die Abschaffung der Ehe einsetzen? Ich denke, nun ist jedem klar, dass dies nicht gemeint sein kann.

Römer 8,18-27 zeigt so schön auf, dass wir keineswegs garantiert mit einem gesunden Körper durch das Leben gehen werden.

Denn ich bin überzeugt, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll. Denn die gespannte Erwartung der Schöpfung sehnt die Offenbarung der Söhne Gottes herbei. […] Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Wehen liegt bis jetzt; und nicht nur sie, sondern auch wir selbst, […] auch wir erwarten seufzend die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes. […] Ebenso kommt aber auch der Geist unseren Schwachheiten zu Hilfe. […] Der aber die Herzen erforscht, weiß, was das Trachten des Geistes ist; denn er tritt so für die Heiligen ein, wie es Gott entspricht.

Unser Herr ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit, aber er handelt nicht immer gleich. Er ist souverän und kann zu jeder Zeit Wunder wirken, wir jedoch haben darüber keine Autorität.

„Mein Ratschluss soll zustande kommen, und alles, was mir gefällt, werde ich vollbringen“ (Jes. 46,10b)

 

 

Ein weiterer Beitrag mit dem Thema „Starb Jesus am Kreuz für unsere Krankheiten?“ folgt…